Ich liebe dich jetzt, Nicht im Geheimen - ganz offen, - Nicht "nach" und nicht "bevor" verbrenne in deinen Strahlen, Schluchzend oder lachend, Aber ich liebe jetzt, Und in der Vergangenheit - will ich nicht und in der Zukunft - weiß ich nicht. In der Vergangenheitsform - ich liebte - trauriger als Gräber, Alles Zärtliche in mir ist flügellahm und gefesselt, - Obwohl der Poet aller Poeten sagte: "Ich liebte Sie, vielleicht noch die Liebe..." So spricht man über Verlassene, Abgeblühte, Und dabei sind Mitleid und Herblassung, Wie zu einem vom Thron gestürzten König, Da liegt Bedauern für das was war, Streben, wo Drang verloren ist, Und vielleicht etwas wie Mißtrauen zu "ich liebe". Ich liebe dich jetzt Grenzenlos und ohne Verluste. Ich lebe mein Leben jetzt Ich schneide mir die Adern nicht auf! In dieser Zeit, im Laufe, jetzt - Ich atme nicht die Vergangenheit und träume nicht von der Zunkunft. Durchwatend und schwimmend komme ich zu dir - wenn du mir auch den Kopf abreißt - Mit Ketten und Pudgewichten an den Füßen,- Zwing mich nur nicht irrtümlich, Nach "ich liebe" noch hinzu zufügen "und werde". Es gibt seltsamerweise Bitterkeit in diesem "werde" Eine gefälschte Unterschrift, wie ein Wurmloch Und wie eine vorhandene Falltür, um sich zurückzuziehen, Ein farbloses Gift am Grund des Glases Als ob der Gegenwart eine Ohrfeige, - Zweifel daran, daß "ich liebe" jetzt. Ich schaue den "Französischen Traum" Mit verschiedenen Zeiten, Wo in Zukunft - nicht richtig - und die Vergangenheit anders. Ich bin an den Pranger festgenagelt. Ich bin herausgefordert zum sprachlichen Duell, Ach, der Unterschied bei den Sprachen, - Keine Situation - ein Krach! Aber du und ich, wir finden zu Zweit - einen Ausweg, Ich liebe dich auch in schwierigen Zeiten - Im Zukünftigen und im vergangenen Gegenwärtigen!
© Elisabeth Jelinek. Übersetzung, 2015