Ich wuchs in Leningrad auf während der Blockade, Ich trank damals nicht und bin nicht ausgegangen, Ich sah der Badajevski Speicher brennende Fassade, Um Brot stellte ich mich an in den Schlangen. Mutige Bürger, aber was haben sie dann gemacht Als in unserer Stadt unzählige Menschen waren verreckt? Kaviar habt ihr zum Brot bekommen Ich habe Tabak nur für eine Zigarette genommen Der Tabak ist halb mit, weiß der Teufel was für, Zeug gestreckt. Vor lauter Kälte flogen die Vögel nicht einmal, Und nichts mehr zu stehlen gab es für den Dieb. In diesem Winter räumten meine Eltern die Engel weg ins Regal, Ich aber hatte Angst davor dass ich umfiel und liegen blieb. Es gab hier entsetzlich viele Ausgehungerte und Verunstaltete, Allte hungerten sogar die Staatsanwälte. Aber ihr die Evakuierten, ihr seid die gut informierten, Ihr hörtet im Radio vom "Sowinformbüro". Die Blockade währte lange, viel zu lange, Aber unser Volk hat seine Feinde zerschlagen, Man kann geborgen leben wie bei Christus, ohne Bange, Nur stört die Miliz mit ihren Brigaden. Ich sage ihnen sanft, den Bürgern mit den Armbinden, Meine Seele darf man nicht anrühren! Über euer Privatleben Und unpatriotisches Streben Weiß man schon Bescheid bei den Organen und der WZSPS.
© Elisabeth Jelinek. Übersetzung, 2015