Wie kann ich mich heute kaum sattsehen und in vollen Zügen durchatmen?! Die Luft ist schwül vor dem Gewitter, schwül und stickig. Was für ein Lied wird heute von mir gesungen, was wird gehört? Weise Vögel singen - und alle aus Märchen. Der Vogel Sirin grinst mich freudig an - Vergnügt, mich vom Nest heraus zum Kommen verlocken. Aber gegenüber - Schwermut - Trauer, Vergiftet der unheimliche Alkonost die Seelen. Als ob sieben In Ehren gehaltene Saiten Erklangen nach der Reihe - Das ist der Vogel Gamajun Hoffnung gebend! Durchlöchert der blaue Himmel von Glockentürmen, - Eine kupferne Glocke, eine kupferne Glocke - Entweder freute sie sich oder sie trauerte... Die Kuppeln in Rußland sind mit reinem Gold bedeckt - Damit Gott es öfter bemerkt. Ich stehe wie vor einem ewigen Rätsel, Vor dem großartigen und märchenhaftigen Land - Vor salzig, bitter-sauer-süßen, Himmelblauen, quellenreichen Roggenfelldern. Im fettigen, rostigen schmatzenden Dreck, Bleiben die Pferde bis zum Steigbügel stecken, Aber mich schleppt ein verschlaffenes Riesenland, Ermattet, verschwollen im Schlaf. Als ob sieben reiche Monde Auf meinem Wege erscheinen - Das ist mir Vogel Gamajun Der Hoffnung gibt! Die Seele, abgeschlagen von Verlusten und Vergeudung, Die Seele, abgenutzt vom Auf und Ab, - Wenn sie bis aufs Blut in Fetzen zerrissen ist - Flicke ich sie mit goldenen Flicken - Damit Gott sie öfters bemerkt!
© Elisabeth Jelinek. Übersetzung, 2015