Der Spaßmacher war ein Dieb: Er hat die Minuten gestohlen - Traurige Minuten, hier und dort, - Schminke, Perücke, andere Attribute Hat dieser Spaßmacher den anderen Spaßmachern geschenkt. Im hellen Zirkus zwischen den Nummern Unbemerkt, leise, unbeschwert erschien der Clown unter uns Manchmal mit einer blöden Narrenkappe. Unser Zuschauer ist von den Spaßmachern verwöhnt - Er sehnt sich nach dem Lachen, er ist splendid, Und schreit: "Was ist das für ein Clown! Wenn das ein Clown ist - dann muß er lustig sein!" So sind wir... Bis wir laut brummen: "Bist auf die Arena gekommen - bring uns zum Lachen!" - Und er hat in dieser Zeit unseren Kummer Uns unserer Seele leise herausgeholt. Wir sind wieder im Zweifel - es ist das zwanzigste Jahrhundert: Unser Zirkus ist natürlich weltberühmt, - Der Clown freilich, ist zu schwermütig - Ein betrübter Clown, nicht lebhaft. Nun aber, als ob er auf einmal verschwunden ist, Plötzlich beim Licht, frech, mit beiden Händen Stahl Trübsinn aus inneren Taschen Unsere Seelen, umgezogen in Sakkos. Danach haben wir wie verrückt gelacht, Klatschten, sodaß die Handflächen brannten. Er hat nichts Lustiges gemacht, - Unser Leid hat er zu sich genommen. Nur - possenreißend, plappernd - Immer trauriger ist der Pantomime geworden: Weil er das Laster des fremden Unglücks Wie gewöhnlich, zu dem eigenen zählte. Schwer ist der Kummer, fühlbar - Der Spaßmacher verbeugte sich im beleuchteten Ring, - Die Pantomimen sind immer mehr bitter geworden, Und die Falten wurden immer tiefer im Gesicht. Aber unsere Sorgen und unseren Gram Hat er aus uns herausgeschöpft - Wie bei der Geburt, schmerzlindernd, - Aber selbst - hat er sich nicht geschont. Jetzt haben wir ohne Schmerzen schallend gelacht, Fröhlich zu unseren Zeiten: Ach, wie angenehm bestohlen - Wurde das genommen, was uns so sehr störte! Zeit! Und mit angeschlagenem Knie, Ist er weggegangen, dabei an eigene Dinge denkend. Der Rothaarige herrscht jetzt in der Arena, Und auch außerhalb. Unser Böses trägt das gute Genie Hinter die Kulissen - das ist für uns lustig. Plötzlich hat sich der ganze Schwarm gestohlener Augenblicke Zu einem einzigen konzentriert. In Hunderttausend Lämpchen ist das Licht erloschen. Der Trommelwirbel - und Stille... Zu viel nahm er auf die Schulter Von uns - und der Rücken ist kaputt. Die Zuschauer - und die Leute zwischen ihnen - Haben gedacht: da ist ein Betrunkener umgefallen... Der Spaßmacher in seiner letzten Pantomime Hat selbstvergessen gespielt - und übertrieben. Er stand starr - nicht irgendwo, nicht hinter dem Meer - Neben uns, als ob er sich müde hingelegt hätte, - Der erste Clown hat sich vor Kummer verschluckt, Hat seine Kräfte überschätzt. Ich bin unermüdlich nach vorne gegangen, Habe aber nicht geschafft, mich vor ihm zu verbergen. Dieser Trick - ist schon keine Pantomime mehr: Der Tod war - der König der Pantomimen. Dieser Dieb hat bei den Knien die Fesseln zerschnitten., Hat in der Nacht nicht die Pferde gestohlen. Der Spaßmacher stirbt. Er hat Minuten gestohlen. Traurige Minuten von Leuten. Viele von uns sind aus Großsprecherei froh Haben gemeint: Wir können ohne ihn sein! Der Spaßmacher ist unten dahingeschlichen Leise und lautlos - auf den Händen... Er ist spurlos verschwunden - wie vom Wind verweht! Oder ist das ein Scherz von einem Sonderling?... Nur seine Narrenkappe - habe ich ausgedacht, - Dieser Clown war ohne Narrenkappe.
1 Engibarov - Berühmter russischer Clown.
 
© Elisabeth Jelinek. Übersetzung, 2015