Es war eine Flucht mit einem Sprung - Eine freche, dumme, bei Tageslicht, - Der von Bologda Stammende - wurde von den Füßen gerissen Und - mit dem Kopf nach vorne getragen. Und die beiden sind weggestapft, Im Takt beim Laufen schnaufend, Vor den Augen der Wächter Bis zum Gürtel im Schnee. Alle sind in vorbildlicher Ordnung zum Appell erschienen, Und es heulte "Freundschaft" - ein alter Hut, Und es blitzte wie ein Zeichen Blei Wie von zu sich gekommenen Wachtürmen aus drei Läufen. Alle lagen ausgestreckt, Mit den Nasen im Schnee, - Und nach uns beiden - Wie tollwütige Köter. Neun heiße Gramm, Wie eng ist es Euch in den Läufen! Und man sieht im Fadenkreuz wie wir uns winden, Wie gepfählt. Wir müssen das Ufer, das Ziel erreichen, - Aber oben - auf den Wachtürmen - ist alles schon voraus entschieden: Dort bei den Schützen im Visier haben wir gezuckt - Einfach zum Kranklachen, lächerlich. Ich möchte gerne wissen, Mit wem ich mich auf dem Weg gemacht habe, Mit wem ich zu sterben riskiere, Mit wem ich mich zu riskieren getraut habe! Ob wir uns schon irgendwo getroffen haben, - Kaum bin ich zu mir gekommen - Heiser habe ich gefragt: "Wie heißt du eigentlich? Und - welcher Paragraph?" Aber zu spät: Die Kugeln haben ihn ausgelöscht - Wie ein Kreuz - im Hinterkopf, in der Mitte und in beiden Schultern, - Und ich lief und habe gedacht: Ob ich es schaffe? - Und habe nicht einmal das Unheil bemerkt. Ich - frage ihn, den Eigenbrötler: Warum bist du zurückgeblieben? Und er - liegt auf der Seite Und sein Gehirn ist ausgeronnen am Boden. Ich bin erstarrt - sogar die wattierte Jacke An mir ist trocken geworden: Es wird heftig aus drei Rohren geschossen - Ganz wie im Krieg! Wie an Brüste hielt ich mich an Steine fest: Wenn die Hunde nahe sind - lauf nicht! Die Köter betröpfeln die Erde mit ihren Zungen - Und zerstreuten sich, nachdem sie das Hirn aufgeleckt hatten. Ich habe den Kopf aufgehoben, Die ganze Welt verfluchend, - Und sehe - die Gevatter Auf mich warten. Sie haben die Leiche mit den Füßen getreten: "Verrottet, Hundsvieh!" Was haben wir von ihm : Für die Gefangennahme einen Fünfziger, Und für den Tod - nichts." Und wir sind vor der Brigade vorbeigegangen, Danach - hinter der Wache, haben wir den Schnee abgeputzt: Sie sind zurück in die Sonne - um die Belohnung, Und ich - die neue Strafe für die Flucht. Ich war zuerst hart, Dann habe ich mich geändert, Der ganze Zug hat mich geschlagen - Sogar zweimal mit Pausen. Umsonst verschreckt man uns mit dem Jenseits, - In beiden Welten sind Knüppeln im Spiel Wenn dort gehaut wird - bin ich in dieser, Wenn hier gehaut wird - bin ich in der anderen.
       
Ich habe meinen Stolz unter meinen Kleidern versteckt - Ich sah, wie Stolze anderen die Füße ablecken, - Ich ging meine Wunden in der Einsamkeit abzulecken, - Ich schaffte es nicht - da sind sie, die Narben. Wir sollten lieber - den Fluß entlang, - Er war auch nicht schwach, - Damit es ihnen - nicht leicht fällt, Und nicht den Hunden - mit den Pfoten!.. Und hier ist das Ende des Märchens, Das wilde Tier lief zum Jäger, Und der Jäger hat dem Flüchtenden Das halbe Gesicht weggeschossen - es war wie abgeschnitten. Die Trompeten wurden geblasen, alle Auswege sind versperrt, In der Nacht wird nur geheult und gewinselt. Was kan man machen? Man kann Salz auf die Wunden streuen: Damit wir uns besser erinnern - lassen wir sie wehtun!
© Elisabeth Jelinek. Übersetzung, 2016