Ich bin wach, aber mir ist ein prophetischer Traum erschienen. Ich nahm Pillen - ich hoffe, daß ich einschlafe. Ich brauche mich nicht daran zu gewöhnen, den bitteren Speichel zu schlucken: Die Organisationen, Instanzen und Personen Haben mir offenbar den Krieg erklärt - Dafür, daß ich die Ruhe störte, Dafür, daß ich im ganzen Land heiser bin, Deswegen, um zu beweisen - ich bin keine Speiche im Rad, Dafür, daß ich nicht zu halten bin, und dafür, daß ich nicht schlafe, Dafür, daß in ausländischen Sendungen Alte Gaunerlieder übertragen werden, Es für seine Pflicht haltend, sich zu entschuldigen: "Wir selbst, ohne Einverständnis..." - Nanu! Wofür noch ? Ist es möglich, für die Ehefrau - Daß er nicht etwa eine unserer Untertaninen heiraten vermöge, Daß, sagt er, ich eigensinnig ins kapitalistische Land krieche Und gar nicht zu Boden gehen will, Daß die Lieder geschrieben wurden, aber nicht nur eines, Darüber, wie wir irgendwann die Fritzen schlugen, Über den gemeine Soldaten, der in einen Erdbunker stürzt, Und selbst - hat weder Sinn noch Geist für den Krieg. Man schrie, daß ich bei ihnen den Mond stahl Und daß ich keine Möglichkeit auslasse noch etwas zu stehlen. Und erfundene Geschichten holen erfundene Geschichten ein. Ich bin nicht schläfrig... Nun wie soll ich mich nicht dem Trunk ergeben! Nun, ich werde mich nicht zugrunde richten - ich werde die Hände ausstrecken Und das Vermächtnis des Kreuzes streiche ich, Und mir selbst wird ein Gedanken kommen, Und ich werde ein Lied niederschreiben, und nicht eines, Und im Lied verfluche ich jemanden, Aber ich werde nicht vergessen, mich in Verehrung tief zu verneigen Vor allen jenen, die schrieben, daß ich mich nicht gehen lassen soll! Mögen auch sie bittere Pillen schlucken.
© Elisabeth Jelinek. Übersetzung, 2018