Eine Handvoll Wasser Beeilte man sich zum Munde zu führen - Die Montenegriner tranken Wasser auf Vorrat, Und lebten zu ihrem Vorteil - bis dreißig. Und zu sterben war ehrenhaft Inmitten von Kugeln und glanzlosen Klingen, Und mit sich ins Grab nehmend Zwei - drei Feinde, zwei - drei Feinde. Solange der Hahn bei der Waffe nicht verrostet ist, Schoß er vom Sattel und vom Knie, - Und der Montenegriner wurde nicht gefangen genommen - Er hat sich nicht als Gefangener ergeben. Und er wollte bis hundert leben, Gierig auf das Leben - ein Jahrhundert mit Gewinn, - Im Lande, wo es reichlich Berge und Himmel gibt, Und das Meer auch - im Überfluß. Sechshunderttausend gleiche Portionen Lebendigen Wassers in einer Handvoll... Aber die Montenegriner lebten Ihr langes Leben - bis dreißig. Und die Frauen werden ihrer mit Wasser gedenken, Und verstecken ihre Kinder in den Bergen Bis zu der Zeit, wo sie imstande sind, Die Waffe in den Händen zu halten. Lautlos wurde Trauer getragen, Und das Herdfeuer gelöscht, Und schweigend wurden die Tränen im Grase vergossen Damit es die Feinde nicht hören. Die Frauen sind vor Kummer dunkler geworden, Wie die fruchtbare Erde, - Nach ihnen sind hinterher auch die Berge dunkler geworden, Sich durch Feuer einäschernd. Das war die echte Rache - Sinnlos verbrennt man sich nicht: Die Selbstverbrennung von Menschen und Bergen - Ist wie ein Widerstand und eine Aufruhr. Und fünf Jahrhunderte - wie die Strafe Gottes, Wie die Rache des Sohnes für den Vater - Sind ein flammender Bergbrand Und die Herzen der Montenegriner. Es wechselten die Zaren und Höflinge, Aber der Tod im Kampf ist immer ehrenhaft, - Ich respektierte die Montenegriner nicht, Die mehr als dreißig Jahre lebten.        
© Elisabeth Jelinek. Übersetzung, 2018