Im Hof werden Bretter zu Tischen gemacht,
Bevor man sie deckt - noch ein Dominospiel.
Der Maitag ist länger als die Winternacht,
Obwohl schon gesiegt - jede Stunde zuviel.
Schon brennen halbhell in den Straßen die Vorkriegslaternen,
Ganz Moskau gafft stumm auf gefangene Fritzen herab,
Noch müssen so junge Soldaten das Sterben erlernen,
Noch zerren Granaten zu viele von ihnen ins Grab.
Schon holt man die Fahnen und will die Parade probieren,
Das Pflaster vorm Kreml glänzt blank wie poliertes Parkett.
Noch sind die Transporte mit Truppen gen West zu rangieren,
Noch heulen die Weiber verwitwet im halbleeren Bett.
Wer hat schon am Quellwasser sich sattgetrunken,
Die Ringe besorgt, jene goldenen zwei,
Als alles im Leiden des Volkes versunken:
Nun endlich ein Ende, der Krieg ist vorbei.
Schon kann man Verdunklungspapier von dem Fensterglas weichen,
Nur weg mit den schwarzen Gardinen, die sitzen so fest.
Doch jemand befiehlt noch, den Sprit vor dem Angriff zu reichen,
Der alles vertreibe - die Kälte, die Angst und die Pest.
Schon beginnt man Ikonen vom Kerzenruß fleißig zu putzen,
Formt mit trockenen Lippen ein leises Gebet zum Gedicht.
Noch müssen wir Züge mit Kreuzen auf Dächern benutzen,
Im Radio spricht man von diesen Verlusten fast nicht.
Schon blühen die Gärten, erstmalig im Frieden,
Das Wasser im Schützenloch ist beinah warm,
Bald kommt dieser Lohn, der uns allen beschieden:
Ein Kissen aus Gras und ein Zugvogelschwarm.
Kaum sieht man am Himmel mehr massige Sperrballons fliegen,
Schrill stimmen Sirenen in Siegesfanfaren mit ein.
Noch mag mancher Grünschnabel Leutnantslametta abkriegen -
Wie leicht kann’s für ihn schon die letzte Beförderung sein!
Schon spielen die Beuteakkordeons auf unsren Festen,
Man schwört: Lieber Wasser und Brot in der Zukunft statt Krieg!
Noch rollen und rollen die Truppentransporte gen Westen.
Warum? Gibt’s noch so viele Feinde für uns nach dem Sieg?
|