Aller Kraft, dass die Sehnen fast reißen, laufe ich. Heute auch, so gemein, konnten sie mich schon wieder umkreisen, treiben froh vor die Flinten herbei. Richten Jäger auf uns schon die Läufe - hinter den Tannen lauern sie hier. In den Schnee purzeln sterbende Wölfe, - sie sind heute das laufende Ziel. Es läuft die Hetzjagd auf die Wölfe, eine Hetze auf eingefleischte Räuber und Nachwuchs. Schreien Treiber, klaffen Hunden, fliegen Fetzen. Blut auf dem Schnee, auf jedem Busch ein rotes Tuch. Führen unfair sein Spielchen die Jäger mit den Wölfen. - Wie komm ich davon? Rote Lappen begrenzen die Wege, und geschossen wird ohne Pardon. Ein Wolf kann diesen Brauch nicht verfehlen. Schon als Welpen mit der Muttermilch saugten wir in uns ein die Empfehlung: „Hinter die roten Lappen geht’s nicht!“ Es läuft die Hetzjagd auf die Wölfe, eine Hetze auf eingefleischte Räuber und Nachwuchs. Schreien Treiber, klaffen Hunden, fliegen Fetzen. Blut auf dem Schnee, auf jedem Busch ein rotes Tuch. Uns’re Zähne sind scharf, schnell die Füße. Warum, Leitwolf, vielleicht weißt es du, laufen wir wieder zu auf die Schüsse, brechen nicht endlich dieses Tabu? - Ein Wolf darf das Prinzip nicht missachten! Der Tod läuft jetzt auch mir hinterher. Der, der hinter den Baum auf mich wartet, grinst mich an und hebt hoch das Gewehr. Es läuft die Hetzjagd auf die Wölfe, eine Hetze auf eingefleischte Räuber und Nachwuchs. Schreien Treiber, klaffen Hunden, fliegen Fetzen. Blut auf dem Schnee, auf jedem Busch ein rotes Tuch. Ich verweigere doch den Gehorsam, gehe durch, weil das Leben zählt mehr. Ist geschockt der, der mich schon erlegt sah, und schreit mir nur erstaunt hinterher. Aller Kraft, das die Sehnen fast reißen, fliehe ich, nun ist nichts mehr wie sonst. Konnten sie mich schon wieder umkreisen, doch bemühten sie sich umsonst. Es läuft die Hetzjagd auf die Wölfe, eine Hetze auf eingefleischte Räuber und Nachwuchs. Schreien Treiber, klaffen Hunden, fliegen Fetzen. Blut auf dem Schnee, auf jedem Busch ein rotes Tuch.
© Waldemar Wiesner. Übersetzung, 2012
© Oxana Kust. Vortrag, 2020