Ich lebte bon in Moskau, ach! mit Papa und Mama, Jetzt lieg ich flach im Lazarett. Und Schwesterchen Klawa Verbindet mich. Scheißheldentum! Durchs Laken suppt das Rot. Mein Nachbar links, der lebt noch. Und der rechte ist schon tot. Der links hat rumgefiebert: He du, dein Bein ist ab! Mit seinen blöden Witzen bringt der Kerl mich noch ins Grab. Vonwegen Bein ab, denkste! Das hab ich selbst gehört: Wir schneiden bloß die Zehen ab - der Dokter hat’s geschnürt. Mein Nachbar links, der spinnt doch! Der redet mir was ein, Der phantasiert im Fieber rum von nix als von mein Bein. Dein Bein ist futsch! und futsch ist dein Weib - sprach dieses Schwein. Ich sehe was, was du nicht siehst: Ich seh dein abbes Bein. Wenn ich nicht so kaputt wär, Mensch, dann spränge ich aus’m Bett Und biß dem Kerl die Kehle durch, dann kriegte der sein Fett. Sagt mir die Wahrheit! Gebt doch mal Antwort, wenn man fragt! Mein rechter Nachbar, Schwester, der hätt es mir gesagt.
© Wolf Biermann. Übersetzung, 1986