Wer tragisch um sein Leben kommt, ist wahrlich ein Poet, ein Dichterfrühtod ist eben gescheiter. Mit 26 unterbrach ein Schuß des einen Weg, im »Angleterre« erhängte sich ein zweiter. Auch Jesus war ein Dichter. Mit 33 Jahr sprach er: Du sollst nicht töten, denn ich seh dich! Man schlug ihn an das Kreuz dafür und bannte die Gefahr, denn seine Lehre galt als äußerst schädlich. Die Ziffer 37 bracht so manchen schon zur Höll, ernüchternd läßt’s auch mich jetzt kalt erschaudern. Bei dieser Zahl fiel Alexander Puschkin im Duell. Und Majakowski schoß ohne zu zaudern. Verweilen wir bei 37, denn Gott will es so. Entweder - oder, stellt er dir die Frage. An dieser Hürde scheiterten einst Byron und Rimbaud, doch heute sind die Dichter Herr der I ade. Sie sagen die Duelle ab, verschieben sie vielleicht, mit Samthandschuhen kreuzigen die Richter. Mit 37 Lenzen fließt kein Blut, und auch nur leicht versilbert sind die Schläfen unsrer Dichter. Zu feig zu schießen seid ihr! Faßt euch doch ein Herz... Geduld, Hysteriker und Psychopathen! Der Dichter Weg führt über Messerklingen, und wer hört’s, wenn sie verblutend sühnen ihre Taten? Die lange Zaubererin wird zur Zauberin erklärt, und auch den Dichter will man so beschneiden. Er hängt am Dolch und fühlt sich dabei noch geehrt. Man fürchtet ihn. Er darf nun endlich leiden! Ihr tut uns leid, die ihr an schicksalhaften Zahlen hängt, ihr glaubt wie Sklaven, alles käm von oben. Das Leben hat den alten Maßstab für die Zeit gesprengt - der Dichter Frist ist nun vielleicht verschoben.
       
© Andreas Svoboda. Übersetzung, 1986