Zum Selbstmord lasse ich mich nicht verleiten, vom Tod zu singen bin ich auch nicht scharf. Zuwider sind mir jene Jammerzeiten, wenn man malade ist, nicht saufen darf. Zutraulichkeit erweckt nicht mein Vertrauen. Von Zynikern im amtlichen Talar laß ich mir ungern in die Karten schauen, von Schnüfflern lesen meine Briefe gar. Ich lasse mir nicht gern das Maul verschließen, schweig nicht, wenn man im Satz mich unterbricht. Nur ungern laß ich mich von vorn erschießen, doch auch von hinten lieb ich so was nicht. So wie ich Tratsch in allen Formen hasse, empfind ich Ehrennadeln nur als Stich, als kratz’ ein Messer über Glas, als lasse ich streicheln mir das Fell gegen den Strich. Da ich nicht satte Sicherheit begehre, mag’s sein, daß meine Bremse mal versagt, wenn man den wahren Sinn des Wortes »Ehre« vergißt, verfälscht und zu beschmutzen wagt. Für Demutstypen mit gebrochnen Flügeln fühl ich zu Recht niemals Barmherzigkeit. Gewaltlos ist Gewalt zwar nicht zu zügeln, doch mir ist’s gleich... nur Christus tut mir leid. Als miesen Feigling würde ich mich hassen, ließe ich zu, daß man Unschuldige schlägt. Von keinem möcht ich mich lobhudeln lassen, der sonst auf Menschlichkeit zu spucken pflegt. Der ewige Zirkus, wo wie Seifenblasen Versprechen platzen, juble, wer da kann. Große Veränderungen? - Nichts als Phrasen. Das alles mag ich nicht, das kotzt mich an.
© Martin Remane. Übersetzung, 1986
© Boris Wajchanski. Vortrag, 2006