An Jesus, Allah, Mohammed und sonstwen glaubt man heute, Zwar glauben viele nichts, auch nicht an einen schwarzen Mann. Die allerschärfste Religion habn Inder für die Leute: Du gibst den Löffel ab und fängst von vorne wieder an. War deine Seele keusch und rein, Kommst du als Träumer nieder, Warst du beim ersten Mal ein Schwein, Dann wirst du es auch wieder. Erdulde Rüge und Verweis, hat man dich angeschissen, Tut’s weh, mach dir nichts draus, beim nächsten Mal kennst du den Trick. Und hat dein Feind beim ersten Mal vor dir ins Gras gebissen, Beim zweiten Mal hast du dafür ’nen messerscharfen Blick. Warst du einst wohlgemut und brav, Dann freue dich auch weiter, Denn deine Seele geht im Schlaf In einen hohen Leiter.
               
Warst du ein Straßenkehrer einst, ein Meister wirst du werden, Aus diesem Meister wird dann ein Minister hinterdrein. Doch warst du dumm wie Stroh, fliegst du als Matte auf die Erden Und kannst dann tausend Jahre lang ein Fußabtreter sein. Es ist doch Mist, als Papagei Oder Reptil zu leben. Ich glaube, daß es lohnend sei, Sich »anständig« zu geben. Wir wissen nicht, wer war, wer ist, wer schlüpft in welche Pelle, Genetiker sind blaß vor lauter Gen und Chromosom. Denn die verlauste Katze hier war eine Kriminelle, Und dieser nette Mensch vielleicht ein Hündchen mit Diplom? Ich springe vor Begeisterung, Charakter kann sich lohnen. Der Inder Seelenwanderung: Der Clou der Religionen.
© Reinhold Andert. Übersetzung, 1989
© Udo Wildemann. Vortrag, 1989