Hier habt ihr kein Flachland, das Klima extrem, Lawinen rollen, beinah nach System, Und hier ein Steinschlag dem andern die Hand. Man könnte umdrehn, den Abgrund umgehen, Der schwierige Pfad ist ausersehn, Ein Kriegspfad, der fordert Mut und Verstand. Wer hier noch nicht war, wer das niemals riskiert, Der hat sich im Leben nie ausprobiert, Selbst wenn er die Menschheit vom Schnupfen befreit. Denn du triffst da unten, reck dich und streck, Auch zufällig, es hat keinen Zweck, Nicht mal ein Zehntel solcher Herrlichkeit. Kein Rosengebinde und kein Trauerkranz, Hier ist dein Grabstein ein Stein ohne Glanz, Kein Denkmal, damit man dich ja nicht vergißt. Doch dafür wird leuchten im weiten Kreis Ein ewiges Feuer, grünes Eis, Der Gipfel, an dem du gescheitert bist. Die Mäuler zerfetzen, das sollen sie nur. Umsonst gestorben? Woher! Keine Spur! An Schnupfen wär schlechter oder an Spirt. Die anderen zihen ihrem Komfort Die Mühen und das Risiko vor. Sie gehen bis zum Ende ihren Schritt. Hier darfst du nicht träumen, die Wände sind steil. Hoff nicht auf das Glück oder Zufälle, weil Sehr unzuverlässig sind Steinbocken, Wände und Eis. Trau nur deinem Freund und der Kraft deiner Hand, Die Haken tiefer noch in jede Wand, Und betet zu Gott, daß die Leine euch ja nicht reiß. Wir kerben die Stufen und schwitzen wie Vieh. Kein Widerruf, wenn uns auch zittern die Knie. Du spürst, wie dein Herz hoch hinaus schon zum Gipfel ausbrach. Auf deiner Hand liegt jetzt die Erde, die Welt, Du merkst, wie dein Glück nun den Atem anhält. Was bleibt, ist der Neid auf die anderen, die noch danach...
© Reinhold Andert. Übersetzung, 1989
© Aleksander Trabczynski. Vortrag, 1994
© Jurij Schwarzkopf. Vortrag, 2011