Irgendwann stirbt ein jeder, dann heißt es, das ist es gewesen. Möglich, ich sterb umsonst, schiebt mir Jemand ein Messer hinein. Für die Toten wird im Paradies eine Messe gelesen. Mit den Toten wird Nachsicht geübt. Mit den Lebenden? Nein. Mein Gesicht liegt im Dreck, schöne Pose, doch nun muß ich starten, Meine Seele besteigt ein paar Pferde, die ich mir geklaut. Alles aus. Ich probiere die Äpfel im himmlischen Garten. Möglich, daß der Apostelidiot mir dafür eine haut. Halt mal! Jetzt seh ich was, das hab ich doch schon öfter gesehen, Eine fruchtlose Einöde. Endlos, so kommt sie mir vor. Und immitten des Nichts steht ein Tor, und das will nicht aufgeben. Eine Horde von Knastbrüdern liegt dort auf Knien vor dem Tor. Ich beruhige mein Deichselpferd, schütte ihm Korn in die Schüssel, Ich entferne die Kletten und flecht aus der Mähne ’nen Zopf. Der Apostelfürst Petrus, ein Greis, er probiert alle Schlüssel, Doch er kriegt es nicht auf, geht von dennen und schüttelt den Kopf. Diese Horde kniet still vor dem Tor, sieht gequält aus und mager, Plötzlich hockt sie sich hin, doch die Knie gehorhen ihr nicht. Hundesspuren! Was heißt Paradies? Das hier ist doch ein Lager! Alles ewieger Kreis. Der Gekreuzigte zeigt sein Gesicht. Meine Pferde und ich, wir betrachten ein Lager von Klasse. Der Geruch frischen Brotes, der fester als Handschellen hält. Doch Ozon macht immun, so daß ich mich nicht hinreißen lasse, Und kein Fluch entweicht mir, denn mein Mund ist vor Wonne entstellt. Plotzlich sehe ich, wie sich zwei grünliche Schatten verflocken. Beim Schrei: "Klopft auf die Gleise", da fliegen sie entgelgleich an. Brüder, seht, paradiesisch ist’s hier, und das Gleis klingt wie Glocken. Nicht die Schlüssel, die Dietriche zu unsern Seelen sucht man. Ich erssticke dahinten. Gestorben einst weder im Liegen Noch wie Jesus. Den Rücken zur Wand, welch ein sklavischer Schluß! Eine Unzahl von Äpfeln: erfroren, die könnte man kriegen, Paradiesisch bewacht, in die Stirn trifft dich dort jeder Schuß. Auf den Wachttürmen Engel, und einer davon hat den Schlucken. Gott vergig mir, ich habe ein paar von den Äpfeln geklaut. Jag zurück auf die Erde. Den Schuß nahm ich, ohne zu zucken. Bringe dir ein paar Äpfel, die hab ich am Körper getaut. Sterbe jetzt schon zum zweiten Mal, kann mich ans Sterben gewöhnen. Hat geklappt, einen Schuß in den Bauch, also hatte ich Glück. Es ist üblich, Erschossene im Paradies zu verwöhnen, Denn erschießt man dich dort, kommst du gleich auf die Erde zurück. Mein Gesicht liegt im Dreck, schöne Pose, komm, du mußt dich zwingen. Meine Pferde wolln Hafer, das gibt meine Zeit nicht mehr her, Fahr den Abgrund entlang, schwing die Peitsche, will Äpfel dir bringen, Denn du wartest auf mich, bis ich vom Paradies wiederkehr.
© Reinhold Andert. Übersetzung, 1989