An der Grenze zur Türkei, zwischen beiden Staaten, Gibt es ein Stück Niemandsland. Hinterm Strauch versteckt Steht der Hauptmann und mit ihm seine Grenzsoldaten. Gegenüber stehen sie, alles ganz korrekt. Die schönsten Blumen, die man jemals fand, Sie wachsen dort, im Niemandsland! Kam die Braut des Hauptmanns an, wollte mit ihm leben. Sagte also: »Liebster du« und was üblich ist. Doch man müßte seiner Braut ein paar Blumen geben. Eine Hochzeit ohne Strauß? Nur Besäufnis, Mist. Die schönsten Blumen, die man jemals fand, Sie wachsen dort, im Niemandsland! Zu dem Chef der ändern kam, so geht es im Leben, Mit genau dem gleichen Flitz sein verlobtes Weib. Sagte auch: »Mein Liebster du«, nur auf türkisch eben. Morgen soll die Hochzeit sein, basta jetzt, ich bleib. Die schönsten Blumen, die man jemals fand, Sie wachsen dort, im Niemandsland! Mutig waren sie, die Kerls, unsre Grenzsoldaten, Drei von ihnen und der Chef schlichen sich hinaus. Doch die Türken in der Nacht - konnten sie’s erraten? - Suchten dort im Niemandsland gleichfalls einen Strauß. Die schönsten Blumen, die man jemals fand, Sie wachsen dort, im Niemandsland! Trunken von der Blumen Duft, will die schönsten suchen. Auch der Türke ist betäubt, wie durch einen Schlag. Stürzte hin der Länge nach, hört ihn türkisch fluchen, Russisch grunzte unser Mann, als er flach dalag. Die schönsten Blumen, die man jemals fand, Sie wachsen dort, im Niemandsland! Er schläft jetzt, als hätte er einen in der Krone, Träumt, daß Grenzen offen sind, wie das Kremltor. Was braucht er das fremde Land, er kann gut auch ohne. Wollte nur spazierengehn, kommt doch auch mal vor! Darf er nicht ins Niemandsland, die neutrale Zone? Er gehört doch niemandem, dieser Korridor! Die schönsten Blumen, die man jemals fand, Sie wachsen dort, im Niemandsland!
© Reinhold Andert. Übersetzung, ?
© Aleksander Trabczynski. Vortrag, 1994