Variationen auf Zigeunermotive
Trete mal auf meinen Hacken, mal auf Spitzen auf, Hol ich Luft, dann krieg ich immer mehr Mut. Doch auf einmal springt geschickt an meinem Hals herauf Eine Schlange, diese grüne Schwermut. Wollte sie nicht kennenlernen, zog von Stadt zu Stadt, Doch sie flüstert mir ins Ohr: »Wie lange Ich auf dich gewartet habe, komm und mach mich satt!« Wohin soll ich fliehn vor dieser Schlange? Ich kann machen, was ich will, bin ich mit mir allein, Kriegt mich dieses schlaue Biest zu fassen, Dann kann ich von außen zwar ein braver Junge sein, Innen aber kann ich nur noch hassen. Jemanden verpfiffen, das hab ich noch nie getan, Besser, wenn ich eine Peitsche nehme. Und ich schlage mich damit, kommt diese Schlange an, Danach gibt es keinerlei Probleme. Wenn das Schicksal mir was schenkte, wäre es bedankt, Alles würde ich dem Aas vererben, Dieser meiner Schwermut, die schon an der Schwindsucht krankt, Doch dies Vieh, das wird wohl niemals sterben. Morgens sagt sie keinen Ton, sogar wenn ich sie schlag, Nachts dagegen wird das Tier erst tüchtig. Frage sie doch laufend, ob sie nicht mal fremdgehn mag, Wäre, Ehrenwort, nicht eifersüchtig.
© Reinhold Andert. Übersetzung, 1989