»Mein Regiment, seid euch des Ruhms gewiß!« Der Marschall küßt’ den Staub der Fahnenseide, Verlor da vor Verzweiflung sein Gebiß. »Welch Heldentod, um den ich euch beneide!« Sie blickten stolz, wie ihre Banner wehn, Warn ganz betäubt von talentierten Phrasen, Nicht Arsch noch Rücken wolln sie vor sich sehn, Sie preschten vor, als erste vorn zu stehn, Und legten sich als erste untern Rasen. Ein schlauer Kopf, ein Angsthase, stand vorn, Versuchte, diesen Preis herabzudrücken. Nach hinten kroch er und war doch verlorn, Es nahmen ihn die eigenen aufs Korn Und schossen dem Verräter in den Rücken. Kaum jeder dritte hat hier Stiefel an. Das Schlachtfeld wird sie königlich belohnen. Ein Regiment, phantastisch Mann für Mann, Nur Todesengel ohne Illusionen. Doch viele suchten in der Schlacht ihr Glück, Probierten, Brust und Rücken zu bewahren, Sie preschten nicht nach vorn und nicht zurück, Sie kämpften, wie beim Essen, um ihr Stück, Das heißt, daß sie stets in der Mitte waren. Die unbefleckte Fahne, sie blieb rein. Der Marschall lächelt’, ihnen ward vergeben, Er wahrte so für Spätere den Schein. Daß hier und jetzt gestorben wird, muß sein, Doch irgendwer muß schließlich überleben. Dem Bläser vorn verstummt sein Instrument, Der Wind pfeift auf den Hülsen der Granaten. Zerschlagen ist das treue Regiment Der auserwählten Todeskandidaten. Sie schreiben später Bücher, dick und klug, Ihr Bild umrahmt, sie sterben, wie es Sitte, Diejenigen, die’s nie nach vorne trug, Die beim Zurück versteckten sich im Zug, Sind stolz, verharrt zu haben in der Mitte. Ihr Stern ist stumpf, wie keiner weit und breit. Sie werden ihre Lebensläufe bügeln, Im Rücken hoffnungsloser Bitterkeit, Und auch für hinten warn sie zu gescheit, Die Leute in der Mitte, die sich zügeln. Zerknautschtes Fahnentuch, das Zepter matt, Auch kein Gebiß verkündet Ruhmestaten. Ob’s dieses Regiment gegeben hat So ruhmbedeckter Todeskandidaten?
© Reinhold Andert. Übersetzung, 1989