Ich grins, als hätt ein Spiegel mich verzerrt, ’s scheint, daß man über mich sich einen Ast lacht. Mit Hakennasen, Maul weit aufgesperrt, Sind wir hier in Venedig auf der Fastnacht? Was soll ich tun? So schnell wie möglich raus? Vielleicht, daß ich mich doch noch amüsiere? Ich hoffe, unter Masken sehn sie aus Wie ganz normale Menschen, nicht wie Tiere. Die Masken und Perücken sind geliehn. Die ganze Märchenwelt ist aufgeboten. Der rechts von mir - ein trister Harlekin Nebst Henker, doch ein Drittel sind Idioten. Der eine wäscht sich die Visage leer, Der andere versteckt seine Fassade, Der dritte unterscheidet schon nicht mehr Die eigne Fratze von der Maskerade. Ich hab mich lachend in den Kreis gestellt Und ein abscheuliches Gefühl bekommen. Was wird, wenn dieser Henker sich gefällt Und seine Maske wird nie abgenommen? Was ist denn, wenn der Harlekin so bleibt, Verliebt in seine traurige Chimäre, Und der Idiot voll Stolz die Maske reibt, Weil er nun denkt, daß das sein Antlitz wäre? Es schließt der Kreis sich um mich ziemlich dicht, Man zwingt zum Tanz mich mit den Zwiegestalten, Weil sie mein ungeschminktes Angesicht Für eine Maske wie die ihre halten. Konfetti, Knallbonbons? Es ist vertrackt, Die Masken schauen vorwurfsvoll mich an. Sie schreien, ich sei wieder aus dem Takt, Wie ich auf ihre Füße treten kann! Die bösen Masken lachen mich laut aus, Die lustigen beginnen zu verdrießen. Die Masken sehn wie dicke Mauern aus, Mit denen sie ihr Menschgesicht umschließen. Ich jage meinen Musen hinterher, Sich zu entlarven bitte ich sie nicht. Was wär, trüg keiner eine Maske mehr Und drunter dann halb Maske, halb Gesicht?
Ich weiß, was Masken anlangt, voll Bescheid, Bin sicher, die Erkenntnis wird mir nützen. Man trägt die Maske der Gleichgültigkeit, Um sich vor Spucken, Ohrfeigen zu schützen. Bei Schweinen sind Gesicht und Maske eins, Egal, ob ihr sie absetzt, aufbehaltet. Doch ihr, wozu die Maske eines Schweins, Wenn drunter alles schön und wohlgestaltet? Wie find ich jetzt ein ehrliches Gesicht, Ein gütiges, das sich um andre kümmert? Es wird versteckt, und man erkennt es nicht, Sonst wird es auf dem Pflasterstein zertrümmert.
© Reinhold Andert. Übersetzung, 1989