Wieviel Gerüchte, das Ohr muß staunen, Der Klatsch und Tratsch zerfrißt uns wie Motten. Zum Beispiel, Alles wird teurer, hört man es raunen, Wirklich alles, Besonders aber Schnaps und Klamotten. Gerüchte wie Fliegen, Nicht totzukriegen. Zahnlose Weiber tragen sie aus Von Tür zu Tür, von Haus zu Haus. Was es nicht gibt! Hat man doch beim Graben Zwei Brunnen mit reinstem Kognak entdeckt. Sollen Spione vergiftet haben Mit Samogon, - Und Brot wird demnächst mit Fischmehl gestreckt. Gerüchte wie Fliegen, Nicht totzukriegen. Zahnlose Weiber tragen sie aus Von Tür zu Tür, von Haus zu Haus. Man baut eine Stadt unter der Erde, Atomkrieg, hört, für ’n Fall aller Fälle. Daß jede Sauna geschlossen werde, Und für immer, Weiß ich aus zuverlässiger Quelle. Gerüchte wie Fliegen, Nicht totzukriegen. Zahnlose Weiber tragen sie aus Von Tür zu Tür, von Haus zu Haus.
Habn Sie schon gehört, man schafft alles ab, Auch unsere Militäraufmärsche! Sogar wir werden verboten und knapp Und kriegen dann Ohren geklebt an unsere Arsche! Gerüchte wie Fliegen, Nicht totzukriegen. Zahnlose Weiber tragen sie aus Von Tür zu Tür, von Haus zu Haus.
Mamygin habn sie zu gehn befohlen, Weil er säuft, krakeelt, mit Weibern rumzieht. Ihren Nachbarn solln sie auch abholen, Den Halunken, Weil er genau wie Berija aussieht. Gerüchte wie Fliegen, Nicht totzukriegen. Zahnlose Weiber tragen sie aus Von Tür zu Tür, von Haus zu Haus. Durch viele Skandale hart, resistent, So werden Gerüchte fett und betagt. Man tratscht, daß man schon kein Gerücht mehr kennt, Nur dieses noch: Der Tratsch wird in Zukunft streng untersagt. Gerüchte wie Fliegen, Nicht totzukriegen. Zahnlose Weiber tragen sie aus Von Tür zu Tür, von Haus zu Haus.
Das alles geschrien, geflüstert, gestöhnt, Von Unken kommt jedes schlechte Getratsch. Gute Gerüchte ist keiner gewöhnt, Also sagen Sie immer zu allem: »Alles ist Quatsch!« Gerüchte wie Fliegen, Nicht totzukriegen. Zahnlose Weiber tragen sie aus Von Tür zu Tür, von Haus zu Haus.
© Reinhold Andert. Übersetzung, 1989