Bei meinen Nachbarn ist es laut. Die Gäste dick, solid gebaut, Die Hausfrau, wie ein Pfau, die traut Sich in den Keller. Ins Schloß frißt sich ihr Schlüssel rein, Jetzt geht’s ans eingemachte Schwein, Ihr Ofen muß in Ordnung sein, Brennt wärmer, heller. Bei mir dagegen Essig, kann nur schwitzen, Der Garten - eine Lotterie, mal stirbt das Vieh, Mal qualmt der Ofen gleich aus allen Ritzen, Mal wird mir meine Backe dick, und wie. Dort ist die Suppe Fleischgericht, Das Schmatzen überhört man nicht, Die Braut hat Pickel im Gesicht, Muß nicht mehr reifen. Sie feiern Polterabend heut, Für hundert Rubel, soviel Leut, Der dürre Bräutigam, der freut Sich und kann pfeifen. Was haben denn die Hunde? Jaulen immer, Dann wieder bellen sie, vor Wut entbrannt. Von dieser Rennerei durchs leere Zimmer Hab ich mir meine Hornhaut abgerannt. Oho, die schlucken aber prompt! Warum denn nicht, wenn man’s bekommt? Und singen auch, wenn’s einem kommt Und kein Geld kostet. Und hier? Mein Weib ist schwanger, Mist, Ein Haufen Gänse, was der frißt, Nicht nur die Gänse, alles ist Bei mir verrostet. Die blöden Wanzen kamen durch die Ritzen. Ich schmiß sie raus, sie rein, kann machen, was ich will. Und ein Furunkel wuchs, ich kann nicht sitzen, Jetzt renn ich rum, und nirgends bin ich still. Da kommt der Nachbarsjunge rein, Er lädt mich doch großzügig ein, Ich sagte selbstverständlich nein, Er kam von neuem. Vielleicht hat Papa schon getankt, Vergaß wohl, daß wir uns gezankt, Ich ging hinüber, aß und trank, Könnt mich nicht freuen. Ich griff den Bräutigam aus einer Traube, Nahm ihn beiseite, hab ihm etwas anvertraut. Da machte er sich heimlich aus dem Staube, In ihrem Zimmer oben heult die Braut. Der Nachbar schreit: »Die höchste Pflicht Ist, ich als Volk sag euch das schlicht, Wer nie was ißt, der trink auch nicht, Gib was zum Beißen!« Da grölt die ganze Festmannschaft: »Papa, war das nicht fehlerhaft? Es soll nichts essen, wer nichts schafft, So muß das heißen!« Da saß ich nun und dachte, die drei Rubel, Gut, daß du die noch für den Kater hast. Umarmte meinen Zerrwanst in dem Trubel, Denn seinetwegen war ich hier zu Gast. Mein Nachbar, schon zwei Liter drin, Voll bis zum Rand und völlig hin: Ob ich hier nur zum Saufen bin? »Fang an zu singen!« Zwei Burschen kamen angeweht Und nahmen mich arg ins Gebet: »Sing, bis man dir den Hals umdreht, Solln wir dich zwingen?« Bald war der Höhepunkt von dem Gelage, Und man betatscht’ die Braut, trank Samogon, Ich sang, ich sah schon beßre, schöne Tage, Als ich wer war auf meiner Poststation. Danach kam Fischsuppe herein Und Sülze aus den Innerein, Man fing den Bräutigam sich ein, Hat ihn verprügelt. Dann tanzte man im ganzen Haus, Man schlug sich, und es gab Applaus, Das letzte Gute kehrt’ man raus, Hat es gebügelt. Spür, wie die Tränen mir herunterlaufen, Ich bin betrübt und komme langsam nur in Fahrt Und denk, mit wem werd ich am Morgen saufen Von denen, die sich jetzt um mich geschart. Frühmorgens ist stets Ruhe hier, Doch was zu beißen gibt man dir, Von so viel Fressen wird ein Stier Sogar besoffen. Und keiner gafft mehr allzu schlau, Der Hund wetzt sich wie eine Sau, Die Ofenkacheln leuchten blau, Sein Loch ist offen. Doch ich bin selbst bei klarem Wetter trübe, Was hat man mir die Seele schon verletzt! Kipp Brunnenwasser über meine Rübe, Flick meinen Zerrwanst, was mein Weib nur hetzt.
© Reinhold Andert. Übersetzung, 1989