Was ist heute los mit mir, ich fühl mich sonderbar, Schwüle Luft, wie vorm Gewitter, zäh und bleiern. Was werd ich heut singen, und was nehme ich heut wahr? Höre Märchenvögel Schicksal prophezeien. Grinst mich an Vogel Sirin mit Freundlichkeit, Süßes Zwitschern lockt mich aus dem Haus. Gegenüber ein andrer, er klagt und schreit, Alkonost, reißt die Seele mir aus. Höre Zaubersaiten nun, Sieben, stimmen ein ganz sacht. Es ist Vogel Gamajun, Der Hoffnung mir so macht. Spitze Zwiebeltürme stechen uns den Himmel wund. Kupferglockenton, was tut er uns kund? Heißt Verdammnis, Halleluja dieses Lied? Rußlands Kirchturmspitzen sind vergoldet. Und der Grund? Daß der Herrgott sie nicht übersieht. Wie vor einem Rätsel stehe ich vor diesem Land, Märchenhaft ist es, unendlich seine Weiten. Vollgefüllt mit Bitterkeit und Süße bis zum Rand, Roggendüster, klarer Quell zu gleichen Zeiten. Bis zum Bauch sind die Pferde versunken In den rostigen, schmatzenden Sumpf. Ziehn sie mich durch mein Land, das schlaftrunken Vor sich hinträumt, ermattet und stumpf. Sieben volle Monde nun Zeigen mir den Weg bei Nacht. Es ist Vogel Gamajun, Der Hoffnung mir so macht. Meine Seele ward so oft geschunden und verletzt, Ausgelaugt ist sie, völlig abgewetzt. Wenn man ihr den letzten Flicken noch abzieht, Werden auf die Wunden goldne Flicken draufgesetzt, Daß der Herrgott sie nicht übersieht.
© Reinhold Andert. Übersetzung, 1989