Als einst der Sintflut fürchterliche Wogen verschwanden an des Meeres fernem Rand, kam aus dem Schaum ans Trockene gezogen die Liebe still und kletterte an Land und ist dann mit der Luft davongeflogen, mit der sie sich für alle Zeit verband. Der Menschheit Rest erhob sich jung und frisch, sie sogen in die Lungen das Gemisch, und dachten nicht an Lohn oder an Strafen, sie fingen an zu atmen einfach so, ein Miteinander gab es nirgendwo, bis plötzlich alle doch den Rhythmus trafen. Nur Gefühle, die es heute gibt, sind noch lange auf dem Meer geschwebt, so die Einsicht: Nur ein Mensch, der liebt, merkt, daß er auch atmet, daß er lebt. Und viele Pilgerstraßen wird es geben - die Liebe hat ein riesengroßes Reich. Sie fordert häufig ritterliches Streben von ihren Helden und auf einen Streich die Trennung auch, das Auseinanderleben, und raubt uns Ruhe, Rast und Schlaf zugleich. Doch diese Toren führt kein Weg zurück, sie sind bereit zu zahlen für ihr Glück den höchsten Preis, ihr Leben zu riskieren, damit nicht reißen mag, daß halte stand so wunderbar das unsichtbare Band, mit welchem sie sich gegenseitig führen. Manch Erwählter, von der Luft betört, ist gestürzt und wieder aufgetaucht. Wer die Liebe niemals hat gespürt, hat auch nicht gelebt und nie gehaucht. Doch die an Liebesqual Dahingesiechten wirst du nicht locken, rufst du noch so gut. Sie leben fort in Tratsch und in Gerüchten, und deren Inhalt dringt in unser Blut, so daß wir Kerzen feierlich errichten, wo einer, der vor Liebe starb, jetzt ruht. Die Seelen gehn durch bunten Blütenflor, und ihre Stimmen bilden einen Chor, die Ewigkeit zu atmen gleichermaßen, sie treffen seufzend sich von Zeit zu Zeit auf Fähren und auf Brücken, groß und breit, und auf des Universums engen Straßen. Ich bestell den Liebenden ihr Land, singen sie im Wachen oder Schlaf. Weil ich atme, habe ich erkannt, daß ich lieben, daß ich leben darf.
© Manfred Lieser. Übersetzung, 2010