Ich renne wieder mit aller Kraft. Umsonst, wie immer, meine Finten. Sie kreisen mich ein, sie haben’s geschafft: Sie hetzen mich froh vor die Flinten. Hinter den Tannen, auf Knall und Fall sind die Jäger im Schatten versteckt. Der Wolf ist das Ziel, der Wolf verreckt, der Wolf überschlägt sich im Schnee. Jagt die Wölfe, hetzt sie tot, mit Hund und Haßgesängen. Es färbt das Blut den Schnee so rot, wo die roten Lappen hängen. Die Jäger spielen ein ungleiches Spiel, das Spiel mit den roten Attrappen. Sie treffen mit ruhiger Hand ihr Ziel, denn der Wolf geht nie durch die Lappen. Das ist bei den Wölfen ein alter Brauch und ist doch der Wölfe Verderben. Das mußten die Wölfe in Kopf und Bauch schon mit der Muttermilch erben. Jagt die Wölfe, hetzt sie tot, mit Hund und Haßgesängen. Es färbt das Blut den Schnee so rot, wo die roten Lappen hängen. Der Wolf ist doch ein starkes Tier mit Zähnen und mit Klauen. Warum denn, Leitwolf, sag es mir, fehlt ihm das Selbstvertrauen? Mein Jäger lächelt vor dem Schuß. Zum Ziel bin ich geboren. Man macht mit meinem Leben Schluß, zieht’s Fell über die Ohren. Jagt die Wölfe, hetzt sie tot, mit Hund und Haßgesängen. Es färbt das Blut den Schnee so rot, wo die roten Lappen hängen. Jetzt pfeif ich auf diese Tradition und gehe beherzt durch die Lappen. Mit meinem Leben auf und davon, nur Mut, es wird schon klappen. Ich renne wieder mit aller Kraft, wenn sie mir Saures geben. Heut ist es anders, heute lacht die Freiheit mir, das Leben. Jagt die Wölfe, hetzt sie tot, mit Hund und Haßgesängen. Es färbt das Blut den Schnee so rot, wo die roten Lappen hängen.
© Harry Oberländer. Übersetzung, 1986