Heiz mir ein heißes Dampfbad ein, entwöhnt bin ich der schönen weiten Welt. Ich bin benebelt und da hilft allein, daß heißer Dampf das Dunkel mir erhellt. Frau Wirtin, mach das Dampfbad heiß. Ich glüh vom Zeh bis an die Ohren, sitz auf der Kante, drück den Steiß, schwitz Zweifel raus aus allen Poren. Ich bin so schlaff, daß es mir graut - ein kalter Guß erfrischt die Äderchen. Auf meiner linken Brust erblaut das tätowierte große Väterchen. Heiz mir ein heißes Dampfbad, heiz mir ein, und ich gewöhn mich an die schöne weite Welt. Ich bin benebelt und da hilft allein, daß heißer Dampf das Dunkel mir erhellt. Das Leid erbaute Trassen für Giganten. Der Glaube fiel wie Wälder, Baum für Baum. Links auf der Brust, der, den wir nun erkannten, rechts die Marinka, mein und aller Traum. Was brachte mir mein treuer Glaube ein, wieviele Jahre Ruhelohn im Paradies? Ich tauschte nur die große Dummheit ein gegen ein enges, finsteres Verlies. Heiz mir ein heißes Dampfbad, heiz mir ein, entwöhnt bin ich der schönen weiten Welt. Ich bin benebelt und da hilft allein, daß heißer Dampf das Dunkel mir erhellt. Des schönen frühen Morgens eingedenk: Mein Hilfeschrei, man schafft mich fort. Der alte Spitzelgriff ans Handgelenk. Zerrt nur, Sibirien ist hier wie dort. Danach, imSteinbruch oder Moor war’n Becher voller Tränen das Gewohnte. So nahe unsern Herzen war sein Ohr, daß er sie brechen hören konnte. Heiz mir kein heißes Dampfbad ein, entwöhnt bin ich der schönen weiten Welt. Ich bin benebelt und da hilft allein, daß heißer Dampf das Dunkel mir erhellt. Ach, die Geschichten sind zum Spein. Dampf treibt Gedanken aus dem Schädel. Die kalten Tage damals tausch ich ein gegen ein Dampfbad, heiß und edel. Ja, die Gedanken hämmern laut. Umsonst trag ich sein Bild, das Mal. Mit Birkenzweigen peitsche ich die Haut, dies finstre Erbe aus der Zeit der Qual. Heiz mir ein heißes Dampfbad ein, entwöhnt bin ich der schönen weiten Welt. Ich bin benebelt und da hilft allein, daß heißer Dampf das Dunkel mir erhellt.
© Harry Oberländer. Übersetzung, 1986