Und ich renne und stürze und springe, Gestern, heut ists das gleiche Spiel: Umzingelt bin ich, umzingelt, Und bin und bleibe das Ziel. Aus den Zweigen starren die Flinten, Still die Jäger warten im Tann. Und ich kugle nach links, rechts, schräg, hinten, Und hol Atem, solange ich kann. Es geht die Wolfsjagd durch den Wald, das große Jagen, Wolf, Wölfin, Wolfskind, alle, alle holt der Tod. Die Hunde jaulen und die geilen Treiber schlagen. Wie Blut auf Schnee wehn überm Weg die Lappen rot. Die Jäger, sie zielen. Es schnappen Nach Luft die Gejagten - wir. Rings die Lappen, die roten Lappen Umgrenzen unser Revier. Denn so ists dem Wolf angeboren, Und bleibt mein und dein Geschick: Im Verbotenen bist du verloren, Wo die Flaggen wehn, mußt du zurück. Es geht die Wolfsjagd durch den Wald, das große Jagen. Wolf, Wölfin, Wolfskind, alle, alle holt der Tod. Die Hunde jaulen und die geilen Treiber schlagen. Wie Blut auf Schnee wehn überm Weg die Lappen rot. So stürz ich wie blind ins Leere, Und hätte doch Augen, zu schaun. Vater Leitwolf, siehst du die Gewehre: Warum gehn wir nicht durch den Zaun? Der Wolf bleibt ein Wolf, es bringt ihm Eine Kugel den Tod, wie sie muß. Und dem ich vom Schicksal bestimmt bin, Der lächelt und löst den Schuß. Es geht die Wolfsjagd durch den Wald, das große Jagen. Wolf, Wölfin, Wolfskind, alle, alle holt der Tod. Die Hunde jaulen und die geilen Treiber schlagen. Wie Blut auf Schnee wehn überm Weg die Lappen rot. Und ich atme, und lebte so gerne, Und laß das Gesetz Gesetz sein. Ich, ich geh durch die Lappen! ferne Hör die Meute ich kläffen und schrein. Und ich renne und stürze und springe, Und find mich im fremden Licht. Umzingelt war ich, umzingelt – Doch die Jäger, sie haben mich nicht. Es geht die Wolfsjagd durch die Welt, das große Jagen. Wolf, Wölfin, Wolfskind, alle, alle holt der Tod. Die Hunde jaulen und die geilen Treiber schlagen. Wie Blut auf Schnee wehn überm Weg die Lappen rot.
© Rainer Kirsch. Übersetzung, 1992