Ich liebe nicht, wenn Stücke tragisch enden, Ich liebe nicht den Kienspan, der nie brennt; Ich liebe nicht die Sender, die nichts senden, Und liebe keinen Film mit happy end. Ich liebe nicht den eiskalten Zynismus, Und nicht den Optimismus, der süß schleimt, Ich haß den Freund, der meine Briefe mitliest, Auch wenn er dann den Umschlag wieder leimt. Ich lieb kein Fleisch, wenn es nicht frisch vom Stück ist, Wer froh in Spiegel drischt, bringt mich in Zorn; Ich schätze nicht, wenn man mich ins Genick schießt, Und lieb auch nicht den Gnadenstoß von vorn. Ich haß die Lüge, die sich gibt als Nachricht, Ich haß den Dummen, der sie kauft für Geld; Ich lieb die Vorsicht nicht und nicht die Nachsicht, Die zeigt, daß wer von nirgendwas was hält. Ich will kein Glas, wenn man es nur halbvoll gießt, Und keinen Sprit, der nach Kartoffeln riecht, Ich mag den Dichter nicht, der bloß in Moll liest, Auch wenn er mir in Mark und Seele kriecht. Und seh ich täglich ein gebrochnes Rückgrat Tuts mir nicht leid, ob es auch seltsam klingt: Ich lieb nicht den Gepeitschten, der nie Glück hat, Und den erst recht nicht, der die Knute schwingt. Ich lieb mich nicht, wenn ich erschöpft und feig bin, Ich haß den Sack, den man statt Eseln haut; Ich spuck Rosinen aus, wenn ich im Teig bin, Und reiß das Haus ein, das ihr auf mich baut. Ich liebe nicht die ölig satten Frommen, Und nicht den, der ins Wasser trifft, den Hieb; Und wenn die großen Änderungen kommen, So weiß ich jetzt schon, daß ich sie nicht lieb.
© Rainer Kirsch. Übersetzung, 1993