Ich reiß aus, voller Kraft, ohne Fessel. Aber heut ist ein anderer Tag. Bin umringt schon und wird durch den Kessel Fröhlich hin zu den Nummern gejagt. Und die Flinten im Tannenwald krachen. Dort versteckt stehn die Jäger bereit. Übern Schnee rolln die Wölfe. Sie machen Uns zu lebenden Zielscheiben heut. Das ist die Jagd aufs graue Wild. Das ist die Wolfsjagd. Die Alten hingestreckt. Die Jungen hingestreckt. Die Treiber schreien und zum Kotzen belln die Hunde. Der Schnee ist blutig und von Wimpeln rot gefleckt. Schnell die Beine und scharf unsre Bisse. Mein Leittier, so antworte jetzt! Wir rennen gehetzt in die Schüsse. Warum wird das Verbot nicht verletzt? Das Tabu darf der Wolf nicht umgehen. Meine Zeit läuft schon ab. Dort steht der, dessen Kugel für mich vorgesehen, steht und lächelt und hebt das Gewehr. Das ist die Jagd aufs graue Wild. Das ist die Wolfsjagd. Die Alten hingestreckt. Die Jungen hingestreckt. Die Treiber schreien und zum Kotzen belln die Hunde. Der Schnee ist blutig und von Wimpeln rot gefleckt. Kein sauberes Spiel, doch die Hände Der Jäger sind ruhig. Man kann Uns mit Fähnchen die Freiheit beenden Und trifft um so sicherer dann. Denn dem Wolf ist die Grenze gezogen. Als wir Wolfskinder blind warn und jung, haben wir mit der Milch eingesogen das Verbot für den rettenden Sprung. Das ist die Jagd aufs graue Wild. Das ist die Wolfsjagd. Die Alten hingestreckt. Die Jungen hingestreckt. Die Treiber schreien und zum Kotzen belln die Hunde. Der Schnee ist blutig und von Wimpeln rot gefleckt. Ich muß leben! Was schert das Verbot mich? Ich brech aus, an den Wimpeln vorbei. Hör voll Spaß noch die Menschen. Sie drehn sich Nach mir um mit erschrecktem Geschrei. Ich reiß aus, voller Kraft, ohne Fessel. Aber heut ist ein anderer Tag. Bin umringt schon und spring aus dem Kessel. Ohne Beute bleibt heute die Jagd. Das ist die Jagd aufs graue Wild. Das ist die Wolfsjagd. Die Alten hingestreckt. Die Jungen hingestreckt. Die Treiber schreien und zum Kotzen belln die Hunde. Der Schnee ist blutig und von Wimpeln rot gefleckt.
© Henry-Martin Klemt. Übersetzung, 1986
© Henry-Martin Klemt. Vortrag, 2020