Heize ein bis zur Weißglut die Banja mir. Ist so ungewohnt, weiß dieser Schein. Ich verglühe und mir, dem Glühenden, löst der Dampf heut die Zunge. Heiz ein. Heize ein, Wirtin, heiz mir die Banja ein Und dann wärme mich auf, mach mich heiß. Auf der Schwitzbank, gestreckt, ganz dicht am Rand, da ertränk ich die Zweifel im Schweiß. Unerhört fast, wie weich mich der Dampf heut macht. Jetzt ein Krug noch, eiskalt, und dann Schluß. Aus der Zeit des Personenkults leuchten blau Tätowierungen auf auf der Brust. Heize ein bis zur Weißglut die Banja mir. Ist so ungewohnt, weiß dieser Schein. Ich verglühe und mir, dem Glühenden, löst der Dampf heut die Zunge. Heiz ein. Wieviel Glaube und Bäume gefallen sind. Wieviel Leiden die Brust uns zerfraß. Und links - das Profil von Stalin brennt. Und rechts - Marina en face. Ach, wie lange für all meine Gläubigkeit Ich mich ausruhn durft im Paradies. Auch die Hoffnung verschwand aus dem Leben dort, als mich endlich die Dummheit verließ. Heize ein bis zur Weißglut die Banja mir. Ist s ungewohnt, weiß dieser Schein. Ich verglühe und mir, dem Glühenden, löst der Dampf heut die Zunge. Heiz ein. Ich entsinn mich, wie ich noch um Hilfe schrie, nach dem Bruder, von Leuten begafft, als zwei hübsche Bewacher mich eines Tags von Sibirien nach Sibirien geschafft. Und dann, als wir Tränen genug geschluckt Und schon alles in uns war vereist, da brannten wir uns die Profile ein, daß er hörn kann das Herz, das zerreißt. Heiz nicht ein bis zur Weißglut die Banja mir. Ist so ungewohnt, weiß dieser Schein. Ich verglühe und mir, dem Glühenden, löst der Dampf heut die Zunge. Heiz ein. Aus dem Hirn jagt der Dampf die Gedanken fort An Schüttefrost, Flüstern, Verhör. In den heißen, den Nebel der Gegenwart Stürz ich mich aus dem kalten Niemehr. Wie es pocht in den Schläfen. Ich war zu früh Mich zu zeichnen mit ihm wohl bereit. Und ich schlag mit den Ruten noch fester ein Auf das Erbe der düsteren Zeit. Heize ein bis zur Weißglut die Banja mir. Ist so ungewohnt, weiß dieser Schein. Ich verglühe und mir, dem Glühenden, löst der Dampf heut die Zunge. Heiz ein.
© Henry-Martin Klemt. Übersetzung, 1986
© Henry-Martin Klemt. Vortrag, ?